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321Bauernhaus aus Madiswil BE, 1709

Das Madiswiler Haus wurde von Beginn an für zwei Familien gebaut. Im Vielzweckbau liegen längs der First links und rechts Kammer, Wohnstube und Viehstall in doppelter Ausführung.

Icon Museumsplan Nr. 321 Bauernhaus aus Madiswil BE

Doppelhaus

Anders als die meisten Bauernhäuser war das Madiswiler Haus vom Beginn an für zwei Familien gebaut. Im 1709 erstellten Vielzweckbau liegen längs der First links und rechts Kammer, Wohnstube und Viehstall in doppelter Ausführung. In der Hausmitte benutzten beide Parteien Küche, Tenn und Futtergang.

Blick auf das Bauernhaus aus Madiswil BE im Freilichtmuseum Ballenberg. Davor wurde Flachs zum Trocknen ausgelegt.

Sichtbare Hauskonstruktion

Vom Tenn aus hat man den besten Einblick in das gewaltige Gerüst des Hauses. Das mächtige Dach wird von Hochstüden getragen, die in ihrer vollen Länge vom Boden bis zur First zu sehen sind. Auf der First ruhen die Rofen. Sie reichen bis zur Traufe hinunter und tragen gemeinsam die Last des Dachbelags. Über die Rofen sind Dachlatten verlegt, auf denen die Dachhaut liegt. Heute sind dies Schindeln.

Das Bauernhaus aus Madiswil BE (321) im Winter im Freilichtmuseum Ballenberg.

Schindeln statt Stroh

Als 2009 das Dach neu gedeckt wurde, benötigte man eine Unmenge Schindeln: 160 000 Stück! Bis ins 19. Jahrhundert war das Dach strohgedeckt. Dann wechselte man auf ein anderes Material – die Gründe sind die gleichen wie beim Strohdachhaus aus Oberentfelden (221), welches am Originalstandort zuletzt auch nicht mehr mit Stroh gedeckt war. Unverändert ist die Dachform: An den Breitseiten des Hauses zieht ein Vollwalm die ganze Dachlänge hinunter und verleiht dem Haus einen wehrhaften Charakter.

Der Kornspeicher aus Ostermundigen BE (332) im Freilichtmuseum Ballenberg vor blühendem Garten.

Kochen im Dunkeln

Die alten Küchen waren dunkle «Löcher»: Licht drang nur wenig in den Raum und von der offenen Herdstelle stieg beissender Rauch auf. Hier waren die Bauersfrauen täglich am Kochen. Im Haus von Madiswil kann man sich gut vorstellen, wie der Alltag einer Bäuerin vor 300 Jahren aussah, sofern sie nicht gerade in Feld und Stall beschäftigt war.

Die Kehrseite heisst Speckseite

Rauch in all seinen Formen empfinden wir heute als lästig, gesundheitsschädigend, umweltverschmutzend … In den früheren Bauernhäusern hatte man vom beissenden Rauch zwar auch «die Nase voll», doch hängte man gerne etwas in den Rauch: Nach der jährlichen Hausmetzgete im Winter hingen auch in Madiswil hausgemachte Würste und Speckseiten im Küchenhimmel. Kam Fleisch auf den Tisch, war dies ein besonderer Moment. Zum Essen sass man meist in der Stube, denn dies war ein rauchfreier Raum. Der Ofen aus Sandstein wurde aus der Küche beheizt, dorthin entwich auch der Rauch. Über spezielle Löcher zogen die Rauchschwaden ins Tenn und von dort ins Freie.

Handwerk Räuchern im Bauernhaus aus Madiswil BE (321) im Freilichtmuseum Ballenberg.

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