Die Räume des Hauses aus Ostermundigen dokumentieren bestens das repräsentative Wohnen im spätbarocken Geist.
Der 3. April 1797 ist für Bendicht Gosteli ein rabenschwarzer Tag: Sein Haus brennt nieder. Doch der gutbetuchte Offizier gibt einen Neubau in Auftrag, der die grossen Berner Bauernhäuser rundherum alle in den Schatten stellen wird. Als Baumeister waltet Niklaus Althaus aus dem nahen Vechigen, wie die Inschrift auf dem Scheunentor besagt. Der Bau lief wie am Schnürchen, denn noch im selben Jahr war das Haus im Rohbau fertig.
Der Garten vor dem Haus ist dem französischen Stil des 18. Jahrhunderts nachempfunden. Die Anlage wurde mitsamt dem Gartenzaun vom Originalstandort in Ostermundigen ins Freilichtmuseum gezügelt und passt bestens zum Geist, der das Haus prägt: Stattlich! Die prächtige Fensterfassade ist für ein Bauernhaus aussergewöhnlich. Weit ausladende Vordächer und eine elegant geschwungene Ründe (Giebelbogen) verstärken diesen Eindruck. Gostelis Haus ist mit einer Stirnbreite von 19 Metern (inkl. Vordach) in der Tat nicht nur riesig, sondern erscheint durch die gezielte Bearbeitung der Oberflächen richtig pompös.
Der gesamte Holzbau ist vom Boden bis zum Dach grau bemalt, so wirkt er aus der Ferne wie ein vornehmes Gebäude aus Stein. Etwas vortäuschen sollen auch die Malereien im Giebelfeld: Runde und viereckige Fenster wurden mit dem Pinsel aufgemalt. Die aufwändig gestaltete Fassade widerspiegelt den Zeitgeist: Hauptsache die Wirkung war prächtig. Dass dabei vieles nicht echt war, spielte keine Rolle. Der Eindruck zählte. Und: In Stein wären diese Formen teils gar nicht machbar gewesen – oder zumindest in der kurzen Bauzeit nicht.
Die Räume des Hauses aus Ostermundigen dokumentieren bestens das repräsentative Wohnen im spätbarocken Geist. Im reichen Bauernhaus herrschte eine klare Trennung zwischen alltäglichen Arbeiten und festlichen Momenten, zwischen Angestellten und der Familie des Hausherrn: Die gute Stube diente der Repräsentation und den Amtshandlungen oder sie wurde für Besucher geöffnet – der Empfang von «Visite» war ein aussergewöhnlicher Moment. Und Bedienstete betraten gewisse Räume nur, wenn der Hausherr es ihnen erlaubte.