Das Stöckli von Detligen kam 1975 auf den Ballenberg. Die ehemalige Stube dient nun als Arbeitsraum des Bäckers.
Bisher erklärte man das Stöckli vor allem als Altenteil: Entfernt vom Bauernhaus der jungen Generation, die den Hof führte, stand das Stöckli als Wohnung der Grosseltern – die kleine Distanz entschärfte viel Konfliktpotential. Teils traf das zu: Das Stöckli war auch eine architektonische Antwort auf Probleme des Alters und das Verhältnis zu den Nachfolgern. Im Stöckli waren die Grosseltern genug nahe, um mit ihrer Erfahrung eine Frage zu beantworten, auf dem Hof zu helfen oder die Grosskinder zu hüten. Und genug weit weg, um sich nicht dauernd einzumischen. Doch war das Gebäude mehr als ein Puffer zwischen den Generationen, den man in den letzten Jahrzehnten familienidyllisch verklärte...
Neue Forschungen zeigen: Seit etwa 1770 fuhren die reichen Bauern dank Verbesserungen in der Landwirtschaft grössere Erträge ein. Mehr Ernte erforderte mehr Speicherkapazität. Auf dem Hof mit Mehrgenerationenhaus, wo Jung und Alt unter einem Dach lebten, entstand ein neuer Gebäudetyp mit Speicher und Ofenhaus, das Stöckli.
Anstelle der Holzkonstruktionen der alten Speicherbauten machte ein Fachwerkbau oder ein reiner Steinbau das Stöckli zum prestigeträchtigen Gebäude. Mit seinen Verzierungen war manches Stöckli ein regelrechtes Vorzeigeobjekt. Einige übernahmen sogar Formen von alten Landsitzen der Aristokraten … Im grossen Keller sowie im geräumigen Speicher des Dachgeschosses lagerten die Vorräte. Gleichzeitig diente das Stöckli oft als Ofenhaus; der Ofen stand im Erdgeschoss. Weiter wurde eine Wohnung eingebaut; hier logierten Familienangehörige, aber auch Knechte und Mägde. Das multifunktionale 333 47 Gebäude sah je nach Gebiet unterschiedlich aus; seine grosse Zeit dauerte von etwa 1770 bis über 1900 hinaus; man findet es im Berner Mittelland und im Emmental bis heute in hunderten Exemplaren.
Das Stöckli von Detligen kam 1975 auf den Ballenberg. An die Stelle der Küche und des alten Backofens wurde im Freilichtmuseum ein Backofen aus Lützelflüh eingebaut. Die ehemalige Stube dient nun als Arbeitsraum des Bäckers. Der Ofen ist aus Sandsteinplatten zusammengefügt und trägt die Jahrzahl 1879. Auch an seinem Standort in Detligen hatte das Stöckli als Ofenhaus zum Backen gedient.