Der für das Emmental typische Einzelhof «Untere Grosstanne» stand im teils bewaldeten Hügelland auf 890 Metern über Meer.
Der für das Emmental typische Einzelhof «Grosstanne» stand im teils bewaldeten Hügelland auf 890 Metern über Meer. Die typische Streusiedlungslandschaft besteht aus vielen separaten Bauernhöfen und einigen Dörfern und Weilern. 1701 erwähnen Dokumente das neue Haus. Im Laufe der Zeit erfuhr es einige Änderungen. Der Vielzweckbau wurde überdurchschnittlich lange in alter Art und Weise genutzt: Erst 1946 wurde der Hof elektrifiziert, bis 1974 kochte Lisabeth Bähler mit Holz auf dem Sparherd und ohne fliessendes Wasser – mitten in einer Schweiz, in der Haushalte seit Jahrzehnten mit Gas oder Strom versorgt waren… Doch bald baute die Bauernfamilie ein neues Wohnhaus und neue Wirtschaftsgebäude. Das alte Haus von Eggiwil erhielt 1991 beim Wiederaufbau im Freilichtmuseum Ballenberg wieder sein ursprüngliches Aussehen. Die einstigen Fensterreihen wurden aus neuem Holz rekonstruiert.
Von der Küche führt eine Treppe hinauf zur Laube, die den ersten Stock auf drei Hausseiten umfasst. Hier oben liegen Schlafkammern, Scheune sowie Abstellraum für Wagen und Geräte. Vorratsgaden und Speicher befinden sich ebenfalls im oberen Stock, Lagerplatz für das Getreide, das in der Region im 17. Jahrhundert noch im grösseren Stil angepflanzt wurde. Die damaligen Bauern waren weitgehend Selbstversorger. Später reduzierten sie den Ackerbau zugunsten ausgeprägter Viehzucht und Käseproduktion. Vor allem im 18. und 19. Jahrhundert verzeichnete die Region mit der Ausfuhr von Emmentaler Käse anhaltenden Erfolg. Neben der Landwirtschaft brachte die Leinenweberei als Heimarbeit in den Jahrzehnten um 1800 Geld in die Gegend. Auch im Haus von Eggiwil half die ganze Familie im Webkeller mit.
Das «Stöckli» aus Detligen (333) zeigt eine im Bernbiet verbreitete Alterswohnung. Eine weitere Regelung der Altersvorsorge stellt der im Emmental übliche «Schleiss» dar. Eigentlich ist der Schleiss ein Vertrag betreffend Wohnrecht und die Versorgung mit Lebensmitteln und Brennholz. Was der Schleiss architektonisch hiess, sehen wir im Haus von Eggiwil: In der linken wie der rechten Haushälfte findet sich je eine Stube und eine Schlafkammer, die eine Seite für die ältere Generation, die Altbauern, die andere Seite für die aktive Generation der Hofnachfolger. Gemeinsam benutzt wurde nur die Küche. Allerdings weist auch diese – zur Minderung der Konfliktherde – zwei Feuerstellen auf.
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