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381Handwerkerhaus aus Herzogenbuchsee BE, 1779

Das Handwerkerhaus, in welchem sich heute der Laden der Ballenberg Drogisten befindet, wurde vom Textilhandwerker Johann Jakob Baur erbaut.

Icon Museumsplan Nr. 381 Handwerkerhaus aus Herzogenbuchsee BE, Laden der Ballenberg Drogisten

Haus mit Kontrasten

Von der Sonne dunkel gebrannte Holzwände und tief heruntergezogene Stroh- und Schindeldächer charakterisieren die Bauernhäuser des Berner Mittellandes. Es sind bodenständige, schwere und währschafte Bauten. Ganz anders wirkt das Handwerkerhaus aus Herzogenbuchsee: Nur sein Grundriss erinnert an ein Kleinbauernhaus. Das ziegelgedeckte und hoch sitzende Walmdach, die bemalten Fachwerkhölzer und die weissen Mauerfelder verleihen dem Haus Eleganz. Der Rauch verzieht sich nicht irgendwo durchs Dach, sondern ein städtisch aussehender Zwillingskamin führt ihn ins Freie. So lässt der äussere Eindruck eher ein Bürgerhaus vermuten. Was steckt dahinter?

Das Handwerkerhaus aus Herzogenbuchsee BE im Freilichtmuseum Ballenberg.

Neustart in der Krise

Ergänzend zur Landwirtschaft war im Oberaargau seit dem 17. Jahrhundert die Leinenweberei der wichtigste Erwerbszweig geworden. Den Mittelstand bildeten Textilhandwerker und Kleinunternehmer. Zu ihnen gehörte Johann Jakob Baur, der 1777 das Baugesuch für das Handwerkerhaus eingereicht hatte. Und da das Textilgewerbe in einer Krise steckte, plante Baur einige Neuerungen.

Architektur des Fortschritts

Bis dahin standen die Webstühle auf Bauernhöfen. Landwirtschaft, Hausarbeit und Weben als Nebenverdienst gingen Hand in Hand. Mit diesem engen Nebeneinander ist es 1778 im neuen Haus des Strumpffabrikanten Baur vorbei. Zwar befinden sich Wohn- und Arbeitsräume noch unter einem Dach. Doch liegen die Wohnräume auf der einen und die Ateliers auf der anderen Seite des hellen Gangs. Grosse Fenster lassen Licht in die Arbeitsräume. Landwirtschaftliche Tätigkeiten klammert die Architektur dieses Hauses aus. Das Gebäude atmet den Geist der Frühindustrialisierung. Nicht zufällig steht es an der neuen Landstrasse zwischen Zürich und Bern. Fussböden mit Hartholzeinlagen und bemerkenswerte Kachelöfen setzen im Inneren fort, was aussen die Fassaden als Zeichen von Reichtum und Fortschritt andeuten.

Hausmittel aus dem Heilkräuter- und Duftgarten

Beim Handwerkerhaus aus Herzogenbuchsee BE und im Stöckli aus Köniz (382) dreht sich alles um Naturheilkunde und die Geschichte des Drogistenberufes in der Schweiz. Herzstück ist der Heilkräuter- und Duftgarten, in dem viele Pflanzen wachsen, die für die Herstellung natürlicher Duftessenzen und Pflegeprodukte dienen oder seit jeher als Naturheilmittel genutzt wurden.

Die Ausstellung im ersten Stock der Drogerie im Handwerkerhaus aus Herzogenbuchsee BE erzählt die Geschichte der Naturheilkunde und deren Stellenwert für die Drogerie: Wie Kräuterpfarrer Künzle und Dr. Alfred Vogel hatten die Drogisten stets ein umfassendes Wissen über Drogen, Kräuter und Pflanzenheilkunde.

Im Heilkräutergarten im Freilichtmuseum Ballenberg wächst gegen jedes Leiden das richtige Kraut.

Im Museum produzierte Hausmittel

Hauptattraktion in dieser Welt der Kräuter und Tinkturen ist der Laden der Ballenberg Drogisten im Haus aus Herzogenbuchsee. Dort sind einige bewährte, im Museum auf traditionelle Art gefertigte Produkte zu kaufen, zum Beispiel ein Spitzwegerich-Roller, der bei Insektenstichen hilft, oder «Chörblichrutwasser», das in der Volksmedizin als Mittel zur Verbesserung des Blutes bekannt war. Die Pflanzen wachsen gleich hinter der Drogerie. Beliebt sind auch Produkte wie Ringelblumensalbe, Arnikatinkturen oder Thymiansirup. In früheren Jahrhunderten war das Wissen über die Heilkraft gewisser Pflanzen weit verbreitet, Bauernfamilien stellten verschiedene Hausmittel selber her oder lieferten die Kräuter an Drogerien. «Wir wollen diese Einfachheit und das Natürliche der Produktion aufzeigen», sagt Drogist Beni Haslebacher.

Im Lädeli sind auch andere Produkte erhältlich, Haslebacher nennt sie «Weisch-no-Artikel», die heute fast nirgends mehr zum Verkauf stehen. Etwa die Gerstenstängel aus gewickeltem Malzzucker oder Wybert-Tabletten. Die Ausstattung der Ballenberg Drogerie stammt aus La Chaux-de-Fonds, es ist der Original-Verkaufsraum der Droguerie Robert Tissot, die bis 1955 in Betrieb war.

Das Handwerkerhaus aus Herzogenbuchsee BE mit Laden der Ballenberg Drogisten im Freilichtmuseum Ballenberg.

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