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1013Siedherd für Blacken 19. Jh. (Rekonstruktion)

Im Berner Oberland gab es vielerorts sogenannte «Blachtenöfe». Sie waren bis in die 1920er/30er Jahre hinein in Gebrauch.

Unbeliebtes Kraut

In überdüngter Erde wächst die Alpenampfer in Massen. Sie raubt anderen Pflanzen Licht und Nährstoffe, so dass um die Ställe herum und auf den Liegeplätzen des Viehs kaum etwas anderes wachsen kann. Diese Pflanzen heissen im Dialekt «Blacken». Die Bauern rotten sie aus, indem sie die Wurzeln mit dem «Blackeneisen» ausstechen oder zu Chemie greifen. Das war nicht immer so.

Im Freilichtmuseum Ballenberg steht ein Siedherd für Blacken.

Vom Nutzen des Nutzlosen

Einst fanden die «Blacken» vielseitige Verwendung. Die Stiele wurden gesammelt und in der grossen eisernen Siedepfanne gesotten. Dann lagerte man sie in Trögen, Standen (stehende Holzbehältnisse) und Bottichen als Futtermittel – ähnlich wie das heutige Silofutter. Die gekochten Ampfern waren lange haltbar. Im Winter verfütterte man sie den Schweinen, in Notzeiten assen auch Menschen das eiweissreiche Gewächs. Auch im Alltag waren «Blacken» hilfreich: Man legte die grossen Blätter unter die Deckel und dichtete so Geschirr ab oder packte Butter und weitere Dinge darin ein.

Futtermittelersatz

Im Berner Oberland gab es vielerorts sogenannte «Blachtenöfe». Sie waren bis in die 1920er/30er Jahre hinein in Gebrauch. Der in den 1970er Jahren im Freilichtmuseum rekonstruierte Ofen orientiert sich an Vorbildern aus Adelboden. In dieser Region fanden sich «Blackenöfen» ausschliesslich in höheren Lagen. Dort betrieb man kaum Ackerbau und so fehlten auch die Abfallprodukte des Getreides als Futtermittel. Die Alpenampfer lieferte einen Teil des Schweinefutters.

Im Freilichtmuseum Ballenberg steht ein Siedherd für Blacken.

Welches Dach?

Für Speicher, Ställe, Scheunen, Häuser und Kapellen wählte man meistens das Satteldach: Am obersten Punkt und in der Gebäudemitte liegt die First auf der Wand auf. Von ihr zieht links und rechts eine Dachhälfte hinunter, wie ein Zelt. Es ist die häufigste Dachform. Anders das Pultdach: Dem hochgeklappten Deckel eines Pultes ähnlich liegt eine einzige Dachfläche schräg auf dem Gebäude. Pultdächer sind seltener, wir finden sie auf ländlichen Gewerbebauten wie Sägen oder Mühlen, auch auf Kleingebäuden wie Remisen und Schweineställen. Im Gebirge sind Pultdächer eine Vorsorge gegen Lawinenschäden: der zerstörerische Luftdruck und die schweren Schneemassen donnern über die Pultdächer in Hangneigung hinweg. Das Freilichtmuseum zeigt einige typische Beispiele: Neben dieser Blackensiedi auch den Kaltkeller (722), die Schweineställe von Wila (641), Blatten (1113) und der Alp Champatsch (1314).

Kurszentrum Ballenberg

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