Der Speicher aus Niederried am Brienzersee ist fast vollständig in Originalsubstanz erhalten.
An der Südwand sind unter dem Dach das Baujahr, zwei Berner Bären und die Namen von Auftraggeber und Bauhandwerker eingekerbt: KHRISTEN BLATER IM 1652 IAR DURCH HANS BOS DÄR ZIMERMAN. Der Speicher aus Niederried am Brienzersee ist fast vollständig in Originalsubstanz erhalten: Beim Aufbau im Freilichtmuseum im Juni 1980 ersetzte man nur den Schwellenkranz und die Dachrafen mit neuem Holz, wie es bei solchen Gebäuden auch früher von Zeit zu Zeit geschah.
Die repräsentative Gestaltung der Südwand setzt sich im unteren Teil fort. Schön und zugleich nützlich ist an der Eingangstüre das Holzgitterwerk; es fördert die Belüftung des Käselagers. Die geschmiedeten Türbeschläge erinnern eher an ein Wohnhaus, ebenso das über die ganze Wand laufende Zierband mit einem Würfelfries unten und einem Rillenfries oben. In der Mitte lesen wir den frommen Hausspruch: WÄR GOT FORTRUET, DÄR HAT WOL GEBUET, IN GOTES NAMEN AME(N).
Andere Käsespeicher des Berner Oberlandes sind üblicherweise eher schwach verziert. Im Vergleich zu den nüchternen Speichern aus Lütschental (1012) oder Leissigen (1362) gleicht dieser stattliche Bau aus Niederried eher dem Speicher eines reichen Bauern im Mittelland. Und selbst wenn die üblichen Holzstützel hier fehlen, die einen Gebäudekörper noch höher vom Boden abheben, erfüllt der Speicher dennoch seinen Zweck.
Die weiteren Elemente entsprechen den üblichen Speicherbauten: Sockel aus Feldsteinen, darauf ein Schwellenkranz, weites Vordach und dicht gezimmerte Wände, im unteren Stock ein Käselager und im oberen Raum für allerhand Geräte, Holz und Lebensmittel.