Das «Hüginhaus», so genannt nach dem 1974 verstorbenen Besitzer und Landwirt Karl Hügin, steht seit 1989 auf dem Ballenberg. Ein Entscheid des Bundesgerichts verhinderte den Abriss.
Johann Gutzwiler ist um 1700 als Besitzer aktenkundig. Vermutlich liess er 1675 auch das Haus bauen. Zuvor war Therwil in Kriegswirren verwüstet worden. Offenbar gelang es der Familie Gutzwiler, ihr Vermögen zu retten, so dass sie später das prächtige Haus erstellen lassen konnte. Zu dieser Zeit bestanden die meisten Häuser aus Holz und hatten Strohdächer. Johann Gutzwiler hingegen leistete sich einen gemauerten und weiss verputzten Wohnteil mit fein gearbeiteten Steinfassungen an Fenstern und Türen – dies versprühte im damaligen Bauerndorf viel Noblesse. Einteilung und Fassung der Fenster entstanden noch im Stil der Gotik, obschon zu jener Zeit längst der Barock das Bild beherrschte. Die Dimensionen des Baus und die Innenausstattung übertrafen aber alles, was man in Therwil gewohnt war.
Hinter der prächtigen Fassade wohnten und wirkten die Bewohner und Bewohnerinnen in Stube und Kammern, in Keller und Küche. Selbst ein Aussenbackofen stand zur Verfügung. Der in Stein, Holz und Fachwerk gebaute Wirtschaftsteil beherbergt Ställe, Wagenschopf und Tenn, separat angebaut ist ein Schweinestall. Die konzentrierte Bauweise ermöglicht unter dem gleichen Dach ein praktisches Arbeiten und Leben.
Der Glanz des stattlichsten Bauernhofes von Therwil verblich endgültig in der Hochkonjunktur der 1950er/1960er Jahre. Einige Bauernhäuser zerfielen, andere wichen neuen Wohnhäusern, dritte wurden «saniert» beziehungsweise ausgehöhlt. Oft blieb nichts als eine Hülle. Das stolze Haus war ebenfalls baufällig geworden. Man nannte es auch «Hüginhaus», nach dem 1974 verstorbenen Besitzer und Landwirt Karl Hügin. Zur Debatte stand entweder ein Abriss, das Erhalten am Ort oder ein Umzug ins Freilichtmuseum Ballenberg. Nach einem Entscheid des Bundesgerichts steht das Haus seit 1989 auf dem Ballenberg. Im Jahr 2013 zählt Therwil fast 10 000 Einwohner – elf davon sind Bauern.
Der Dreissigjährige Krieg verwüstete zwischen 1618 und 1648 vor allem das nördliche Europa und legte ganze Regionen in Schutt und Asche. Vorräte wurden geplündert, ganze Ernten vernichtet – Hunger machte sich breit. Während dieser Zeit gelangten viele Bauern in der weitgehend unversehrten Schweiz mit Lebensmittelexporten zu Reichtum – Kriegsprofi teure, lautet eine heutige Meinung.
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Wo sich einst in der Stube getummelt wurde, werden heute Haare geschnitten und Getränke serviert.