Gewässerschutz kannten frühere Generationen kaum, es gab auch weniger Grund dazu als heute. Doch schützte man das Trinkwasser für Mensch und Tier vor natürlichen Verunreinigungen. Wer es sich leisten konnte, stellte ein kleines Gebäude auf, im Dialekt «Bronnehötte» genannt. Das 1984 im Freilichtmuseum angefertigte und seither bereits ein Mal erneuerte Gebäude ist ein Nachbau des Brunnenhauses vom Rossberg, wo es neben dem Bauernhaus (911) stand.
Einfach wie ein Baukastensystem ist dieser Ständerbau: Die Felder zwischen den Kanthölzern sind mit Brettern gefüllt, die den Bau auf drei Seiten schliessen. Ein Pultdach schützt den Brunnen vor Verschmutzung, Feuchtigkeit und vor allem vor Schnee und rauen Winden. Der Brunnentrog besteht aus einem langen Baumstamm, der mit der Dechsel (Querbeil) ausgenommen wurde. Trog, Brunnenhaus und deren Platzierung nahe dem Vielzweckgebäude sind typisch für das Appenzellerland.
Duschen, Kaffee machen, Zähne putzen, Toilette spülen, Hände waschen – ist die Wasserleitung wegen Unterhaltsarbeiten für wenige Stunden unterbrochen, bedeutet das in unserer Welt grosse Ratlosigkeit. Es ist erst ein paar Jahrzehnte her, dass an vielen Orten das Wasser vom Brunnen ins Haus getragen werden musste. Man überlegte sich den Verbrauch von Wasser. Verschiedene Bauten zeigen, welchen baulichen Aufwand und welche tägliche Arbeit die Versorgung mit Wasser mit sich brachte, beispielsweise der Sodbrunnen von Wimmis (323) mit einem geschlossenen Brunnenhaus in der Art einer kleinen Hütte oder die Zisterne neben dem Haus aus La Recorne (112).