Der Wohnkomplex aus Cugnasco besteht aus drei Häusern. Das erste entstand um 1740 als einfaches Turmhaus und zählte pro Stock nur einen einzigen Raum.
Der Wohnkomplex aus Cugnasco besteht aus drei Häusern. Das erste entstand um 1740 als einfaches Turmhaus und zählte pro Stock nur einen einzigen Raum. Im Erdgeschoss befand sich die Küche, darüber die Schlafkammer. An diesen heute östlich stehenden, weiss gekalkten, würfelförmigen Bau fügte man um 1770 ein zweites Wohngebäude an. Es konnte vom Ursprungsbau unabhängig bewohnt werden und befindet sich querstehend zum Komplex auf der Rückseite. Um 1860 baute man das dritte Wohngebäude an, ein unterkellertes Doppelhaus mit zwei ebenerdigen Wohnküchen und den Schlafräumen im Obergeschoss. Seine Fassade ist in Ockertönen gehalten. Wie aus einem ersten Gebäude im Verlauf von Jahrzehnten ein Komplex entstand, zeigt sich auch beim Holzbau, etwa bei der Speicherzeile von Tagelswangen/ Lindau (642).
Die Farbgebung und bauliche Elemente wie die Lauben der Häuser von Cugnasco sind typisch für Wohnbauten aus Stein des Sopraceneri. Die Lauben dienten zum Hängen von Wäsche, zum Lagern von Holz, aber auch zum Nachreifen der Feldfrüchte. Im Onsernonetal wurde hier vor allem Roggen und im Sopraceneri Mais getrocknet. Auffallend ist im Vergleich zu den Bauernhäusern nördlich der Alpen das Fehlen der Stube. Kochen, Essen und ein guter Teil des Alltagslebens spielte sich in den Küchen ab, die ganz an die Wohnküchen im Mittelmeerraum erinnern. Im Winter sass man hier vor dem Feuer und wärmte sich. Zwar besitzen viele Häuser des Sopraceneri einen weiteren heizbaren Raum, der als Stube und Schlafkammer diente. Doch die klassische Stube mit Stubenofen wie in den Häusern des Mittellandes sucht man hier vergeblich.
In Cugnasco und anderen Dörfern zwischen Locarno und Bellinzona lebten die Menschen bescheiden von der Landwirtschaft und etwas Handel. Aus der Familie Giulieri, die das Haus besass, wanderten im 19. Jahrhundert Mitglieder nach Amerika aus. Ab 1914 lebte das Ehepaar Maria Lucia und Giovan Domenico Pifferini mit den zwölf Kindern im Haus. Ihre Landwirtschaft war klein, die Armut gross. Beim Abbau des Hauses im Jahre 2000 erzählten die Schwestern Silla, Pieriana, Noemi und Ester Pifferini von ihrer Kindheit in den 1920er und 1930er Jahren. Die Familie lebte ohne elektrischen Strom und ohne fliessendes Wasser. Hauptnahrung waren Polenta, Kastanien und Kartoffeln, Wirsing und Bohnen. Fleisch gab es zweimal jährlich, eher noch Fische und Krebse aus dem Fluss. In den beiden Schlafkammern im Obergeschoss schliefen 10 Geschwister auf zwei Matratzen.
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