Der Bau des grössten Gebäudes im Freilichtmuseum Ballenberg begann vor 700 Jahren in Novazzano.
Ein Gebäudekomplex von 44 m Seitenlänge, 50 Räumen, 1000 Quadratmetern Dachfläche – es brauchte 2002/03 ganze 200 Lastwagenladungen Steine, Holz und Ziegel, um den Gutshof «La Pobbia» aus dem Tessin auf den Ballenberg zu versetzen. Der Bau des grössten Gebäudes im Freilichtmuseum begann vor 700 Jahren in Novazzano. Zuerst entstand ein zweistöckiges Wohnhaus und gegenüber ein Stall. Aus diesen zwei bescheidenen Gebäuden des 13./14. Jahrhunderts entwickelte sich durch Anbauten, Aufstockungen und Neubauten nach einem Brand bis ins 19. Jahrhundert der heutige Gebäudekomplex.
Die grosse geschlossene Hofanlage ist für Schweizer Verhältnisse ein Exot. Sie stand im südlichsten Teil des Landes, im Mendrisiotto. Im angrenzenden Italien waren solche Höfe die Regel: Zwischen Poebene und Voralpen, in der lombardischen Hügellandschaft, waren sie als Produktionseinheiten organisiert, mit Äckern, Reben und Kastanienselven. Die Eigentümer wohnten nicht auf dem Gut selber, sondern liessen es als Grossgrundbesitzer von einem Verwalter bewirtschaften. Es handelt sich um den sogenannten Agrarkapitalismus.
1701 erwarb die Grafenfamilie Turconi aus Como das Gut von 21 Hektaren. Alfonso Maria Turconi stiftete 1824 den Hof und seinen Landbesitz im Mendrisiotto zur Gründung des Spitals Beata Vergine. Ein grosser Anbau zur Zucht von Seidenraupen entstand 1845. In den 1920er und 1930er Jahren war der Tabakanbau wichtigster Erwerbszweig, die Blätter trockneten in den Lauben des Hofes. Damals wohnten vier Familien im Hof, insgesamt 28 Personen. Seit den 1960er Jahren entvölkerte sich der Hof allmählich, 1999 hatten Obdachlose darin Quartier und Jugendliche betrieben einen Partyraum.
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Wo einst Knechte nächtigten, braust heute Bahn- und Autoverkehr vorbei.