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1111Wohnhaus aus Blatten VS

Das Wohnhaus von 1568 ist eines der letzten, welches alle typischen Merkmale von Lötschentaler Mittelalterhäusern zeigt.

Icon Museumsplan Nr. 1111 Wohnhaus aus Blatten VS

Haus aus dem Mittelalter

Letzter Bewohner war Josef Ebener (1900–1976). Als älterer Mann liess er nur einzelne, ihm vertraute Dorfbewohner in sein Haus eintreten. Doch war der zurückgezogene, ledige Bergbauer ein belesener Zeitgenosse und schrieb auch Theaterstücke. Sonderbar ist auch das Haus: Unter einer Anzahl Häuser des 15. und 16. Jahrhunderts ist es eines der ersten im Lötschental mit einer Inschrift in arabischen Zahlen, wie wir sie heute schreiben – 1568 steht auf der «Binda», dem Deckenbinder in der Stube. Seither tragen quasi alle Häuser des Tales auf dem Dielbaum (Tragbalken der Stubendecke) Jahrzahl und Namen der Erbauer, bis ins 20. Jahrhundert hinein.

Bisher wusste man nur, dass Häuser dieses Typs ziemlich alt sind, oder schätzte sie auf das 16. Jahrhundert. Im Rahmen einer Recherche der Schweizerischen Bauernhausforschung entdeckte man 2004–2007 im Lötschental über 30 ähnliche Häuser und datierte einige mittels Analyse der Jahrringe im Holz auf die Zeit 1410 bis 1530. Anzahl und Alter sind eine Überraschung.

Im Freilichtmuseum Ballenberg im Wohnhaus aus Blatten VS wird das Handwerk Weben gezeigt.

Gemeinsamkeiten

Das Haus von 1568 ist eines der letzten, welches alle typischen Merkmale solcher Mittelalterhäuser zeigt:

  1. Quer zur Dachfirst verlaufende Stubenbalken, Binde genannt.
  2. Sogenanntes Spillbord: In der Stube an der Rückwand ob der Tür durchgehendes Gesimse.
  3. Spezielle Form eines ins Holz geschnitzten Zierbandes: An der Aussenwand unterhalb der Fenster ein Rinnenfries mit Eckaushuben.
  4. Alte Fensterpfosten, die neben den vergrösserten Fenstern das Format der früheren Fenster zeigen: etwa 50 mal 30 Zentimeter – ähnlich wie im Haus von Malvaglia (821).
  5. Wilde Gwätte: Unregelmässige Vorstösse der ineinander gestrickten Wandhölzer.

An diesen Merkmalen lassen sich spätmittelalterliche, alpine Wohnhäuser erkennen, auch wenn am Bau keine Jahrzahlen existieren. Alle Kennzeichen sehen wir am Haus von Blatten.

Im Freilichtmuseum Ballenberg werden lehrreiche Führungen angeboten. Hier steht das Wohnhaus aus Blatten VS im Fokus.

Unterschiede

In der Innerschweiz sind acht alte Wohnhäuser bekannt, die zwischen 1176 und 1341 datieren. Sie wurden von einer politischen und wirtschaftlichen Oberschicht erbaut. Eines der Häuser steht heute auf dem Ballenberg: es ist jenes von 1336 aus Schwyz (751). Im Gegensatz zu diesen Gebäuden handelt es sich bei den Bauten im Lötschental um 100 bis 200 Jahre jüngere Objekte. Sie bestehen aus Keller, Wohnstock (Stube, Rauchküche) und Kammergeschoss und sind bescheidene Wohnhäuser einer kleinbäuerlichen Bergbevölkerung. Dimensionen und Details der Häuser lassen heute weder Reichtum noch soziale Unterschiede erkennen. Vielleicht zeigte sich das damals durch anderes, etwa durch Besitz von Vieh oder Boden.


Spannende Märchen, Sagen und Klangdokumente aus verschiedenen Regionen der Schweiz, jeweils in der entsprechenden Mundart, wollen auf dem Ballenberg entdeckt werden.

Kurszentrum Ballenberg

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CH-3858 Hofstetten bei Brienz

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