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1131Kapelle aus Turtig/Raron VS, 18. Jh.

Der Sakralbau entstand um 1700/1750 und ist typisch für die barocke Hochkonjunktur des Kapellenbaus im Wallis.

Icon Museumsplan Nr. 1131 Kapelle aus Turtig/Raron VS

Komplette Siedlung

Gegenüber Raron liegt an der alten Reichsstrasse durch das Wallis der Ort Turtig. Der zeilenförmige Weiler hat alles, was zu einem Walliser Dorf gehört: Wohnhäuser mit Zierbändern und tuffsteingefassten Türbogen, Stadel und Speicher, Ställe und Scheunen, sogar ein kleines Waschhaus, wo auch geschlachtet und Schnaps gebrannt wurde. Alles Materielle für eine weitgehend selbständige Lebensgestaltung war vorhanden, doch zeigen einige Bauten, dass der Transitverkehr zu den Pässen auch hier etwas Geld hinterliess.

Auch die religiöse Sphäre fand ihren architektonischen Niederschlag. Eine Kapelle ist 1670 erstmals aktenkundig, als ein illustres Paar darin heiratete: der Gerichtsschreiber Johannes Kalbermatter und Juliana Allet aus Leuk. Der jetzige Sakralbau entstand um 1700 /1750 und ist typisch für die barocke Hochkonjunktur des Kapellenbaus im Wallis.

Die eindrückliche Kapelle aus Turtig/Raron kann auf dem Ballenberg entdeckt werden.

Gelebte Religion

Die erste Kapelle war dem heiligen Laurentius geweiht, 1795 ist die heilige Agatha als Patronin bekannt. Otto Zumoberhaus, der 1929 in Raron zur Welt kam und ab 1933 im Haus gegenüber der Kapelle aufwuchs, erinnert sich an die jährlichen Bittgänge im Mai: In einer Prozession kamen die Leute von Raron herüber und baten um günstige Witterung und gute Ernte. Und am 5. Februar, dem Agathatag, war die Rarner Feuerwehr zur Messfeier in der Kapelle.

Die eindrückliche Kapelle aus Turtig/Raron kann auf dem Ballenberg entdeckt werden.

Umnutzung zu weltlichen Zwecken

1943 stürzte das Gewölbe ein. 1951 wurde ein Neubau beschlossen, der 400 Meter nordöstlich eingeweiht wurde und bis heute als Gotteshaus dient. Was aber geschah mit der ausrangierten alten Kapelle? Baufällig gewordene oder durch einen Neubau ersetzte Sakralgebäude können profaniert werden und fortan weltlichen Zwecken dienen. Solche Kapellenbauten trifft man im Wallis hie und da, sie dienen als Käsekeller (Binntal) oder als Ferienchalet (Lötschental) auf der Alp, als Wohnung im Dorf (Les Haudères), als Postlokal (Chandolin) oder als Coiffeursalon (Val de Bagnes). Meistens aber werden ausgediente Kapellen zu Lagerräumen. So war es auch im Turtig, wo im verlotterten Kapellenraum allerhand Geräte und Baumaterialien lagerten. Vorübergehend wurde im ehemaligen Gotteshaus sogar ein Widder gestallt.

Die eindrückliche Kapelle aus Turtig/Raron kann auf dem Ballenberg entdeckt werden.

Fünf vor zwölf

Otto Zumoberhaus, der inzwischen als Rentner wieder im Haus gegenüber wohnte, erbarmte sich des Schandfl ecks, kaufte 1999 die einstige Kapelle und reichte ein Abbruchgesuch ein. Dieses war bereits bewilligt, doch bevor der Bagger auffuhr, entstand im Jahr 2000 zufällig ein Kontakt zum Freilichtmuseum Ballenberg, das eine Kapelle suchte. Da Altar, Bilder, Bänke und Kreuze der alten Kapelle seit 1951 im Turtig in der neuen Kapelle in Gebrauch stehen, sind für das Freilichtmuseum teils Kopien angefertigt, teils originale Stücke andernorts im Wallis beschafft worden.

Die eindrückliche Kapelle aus Turtig/Raron kann auf dem Ballenberg entdeckt werden.

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