Beim Wiederaufbau nach einem Grossbrand entstand dieses Haus als «Stock», ein frei stehendes Mauerhaus als spätgotischer Bautypus, der nur selten erhalten blieb.
Einem grossen Brand im Sommer 1633 fielen in Villnachern 24 Gebäude zum Opfer. Beim Wiederaufbau entstand dieses Haus als «Stock», ein freistehendes Mauerhaus als spätgotischer Bautypus, der nur selten erhalten blieb. Gemeint ist ein Mauerbau, der frei stehen kann. Hier handelte es sich vielleicht um einen Teil aus einer Häuserzeile aus Stein. Diese Bauart war teurer, doch sicherer vor Bränden.
Der Gesamteindruck des schlanken Hauses mit dem hohen, spitzen Satteldach und den typischen Fenstern gleicht noch ganz der Gotik, die in unseren Regionen bis um 1550 vorherrschte. Nur ein wohlhabender Bauherr konnte es sich leisten, ein zwar eher kleines, aber so gepflegtes Haus im Stil der Spätgotik zu bauen.
Die späteren Hausbewohner waren weniger vermögend. Sie unterhielten eine kleine Landwirtschaft und waren als Handwerker tätig. Um 1839 ist hier eine achtköpfige Familie als Weber und Landwirte aktenkundig. In den 1850er Jahren lebten 13 Personen im Haus, von Beruf Landarbeiter und Taglöhner. 1897 wird ein Metzger und Schuhmacher genannt. Mit einem Mischerwerb zwischen Kleinbauerntum und Kleingewerbe bestritten auch die letzten Hausbewohner ihren Lebensunterhalt: In den 1940er Jahren flickte Kaspar Spillmann die Schuhe von Soldaten. In seiner Werkstatt im Parterre schlug er die markanten Eisennägel in die Sohlen.
Wie die meisten Gebäude des Freilichtmuseums Ballenberg entstand auch das Haus von Villnachern aus lokalen Baustoffen. Das Dorf verfügte über Steinbrüche. Daraus stammt der Jurakalk für die Hauswände, die anschliessend verputzt und weiss getüncht wurden.
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