Bis in die 1950er Jahre hielt man in diesem kleinen Ständerbau auch Schweine und leerte Küchenabfälle in die Fresströge.
Gärten, Obstbäume und meckernde Ziegen mitten in der Stadt? Während Jahrhunderten war dies normal und teilweise verbreitet bis in die 1950er/60er Jahre. Mancher Handwerker betrieb nebenbei etwas Landwirtschaft – wie hätte er sich und seine Familie sonst ernähren wollen? Weder reichte das Geld zum Einkauf auf dem Wochenmarkt, noch erhielt man dort alles Gewünschte. Dank der eigenen Kleinlandwirtschaft genoss man täglich frische Milch und im Winter das eingelagerte Gemüse und konservierte Obst. Im Herbst wurde ein Tier geschlachtet und feine Fleischstücke hingen im Rauchfang. Die Kinder freuten sich auf eine Wurst.
Vor diesem Hintergrund ist der Schweinestall aus Brugg zu betrachten – heute eine Stadt mit über 10000 Einwohnern. Jakob Fricker war Schreiner, führte aber mit seiner Ehefrau Margaretha im Quartier Altenburg eine Kleinlandwirtschaft. Dazu gehörten auch zwei Reihen Obstbäume. Bis in die 1950er Jahre hielt man in diesem kleinen Ständerbau auch Schweine und leerte Küchenabfälle in die Fresströge. Mit dem Schweinekoben zusammengebaut ist der Abtritt, ein schlichtes Toilettenhäuslein. Diese Kombination kam häufig vor.
Ein Wurf in den Müllsack, ein Druck auf die Spültaste des Klos – als unangenehm empfundene Dinge entsorgt der moderne Mensch möglichst rasch. Dieses Prinzip des Auslagerns zeigen auch die Vielzweckhäuser vergangener Jahrhunderte. Zwar vereinten sie in praktischer Weise das Nötige für Mensch und Tier unter einem Dach. Doch räumlich separiert wurden gern zwei Dinge: die Toiletten und die Schweineställe.