Die drei einschneidenden Ereignisse im Menschenleben – Geburt, Hochzeit und Tod – hatten bereits früher eine grosse Bedeutung. Ihnen sind verschiedene thematische Dauerausstellungen gewidmet.
Die ersten Sonnenstrahlen kriechen hervor. Es ist noch früh und die Mutter versucht sich von der Geburt zu erholen, während das Neugeborene in der kleinen Holzwiege nebenan schreit. Die älteren Kinder spielen fröhlich am Boden, geschnitztes Spielzeug liegt herum. Die Mutter ist froh, dass ihre Nachbarin saubere Wäsche gebracht hat.
So hätte der Morgen in einem Geburtszimmer ausschauen können, welches hier im Haus aus Wattwil SG (931) inszeniert wird. Auch wenn es im 19. Jahrhundert schon Ärzte und Spitäler gab, war es dennoch auf dem Land üblich, zu Hause zu gebären. Dabei standen der Mutter Hebammen oder erfahrene Nachbarsfrauen zur Seite, die bei der Geburt helfen konnten. Aufgrund geringer medizinischer Kenntnisse und dem harten Alltag der Mutter geschuldet, gab es zahlreiche Fehlgeburten und eine hohe Kindersterblichkeit.
Das Geburtszimmer ist gleichzeitig die Wöchnerinnenstube, was anhand verschiedener Gegenstände, wie zum Beispiel dem Hebammenkoffer, der Blechwanne und der Familienwiege gezeigt wird. Der Mutter empfahl man, sich mindestens eine Woche zu schonen. Auf dem Land jedoch war man auf jede Arbeitskraft angewiesen, und so musste die Mutter häufig kurz nach der Geburt ihre Arbeit in Haus und Hof wiederaufnehmen.
Sich kennenlernen, sich verlieben, verloben und heiraten, aus eigenem Willen den Bund der Ehe eingehen. Heute stellt in Europa die freie Liebesheirat zwischen zwei Menschen die Norm dar, in ländlichen Gegenden in der Schweiz war das jedoch lange nicht der Fall.
Die thematische Ausstellung im Haus aus Wila ZH (641) erzählt den Besucherinnen, wie die Hochzeit in früheren Jahrhunderten vor allem ein Dorfereignis war. Die Ehe war eine ökonomische Zweckverbindung und sollte den sozialen Status und das Fortbestehen der Gemeinschaft sichern. Mit Hilfe von Kleidern, Objekten und Fotografien werden auf Tafeln und Vitrinen die verschiedenen Abschnitte auf dem Weg zur Hochzeit dargestellt: das Kennenlernen, um die Hand anhalten, die Verlobung und auch die Hochzeitskleidung. Während die Ausstellung im ersten Stock des Hauses verbildlicht, wie die Dorfgemeinschaft vom Kennenlernen bis zum Hochzeitsfest den Rahmen für die verschiedenen Bräuche und Rituale bildete, ist im Tenn nebenan alles für das Hochzeitsfest vorbereitet. Nach der Hochzeit wird die Braut den elterlichen Hof verlassen; so wurde alles Nötige für den neuen Lebensabschnitt auf den stattlichen Wagen geladen. Der Wagen mit den Möbeln, Geschenken und der Aussteuer der Braut steht schon bereit im leeren Tenn . Dieses wurde freigeräumt, denn am nächsten Tag findet das Hochzeitsfest darin statt.
Gelangt man in den ersten Stock des Hauses, hört man schon das rhythmischen Murmeln des Rosenkranzgebets im Zimmer nebenan. Frauen und Männer aus der Verwandtschaft und dem Dorf erfüllen ihre Pflicht der Totenwache und beten für die verstorbene Person.
Im Wohnhaus aus Erstfeld UR (721) können die Besucherinnen die Inszenierung eines Sterbezimmers in der katholischen Innerschweiz erleben. Ein junges Mädchen ist verstorben. Die dargestellten Riten und Traditionen sollen helfen, einen «guten» Tod zu haben und den Angehörigen die Trauerzeit zu erleichtern. Das laute Aufsagen des Rosenkranzgebets ist nur eine von vielen Traditionen, die man im katholischen Glauben pflegt, wenn eine geliebte Person stirbt. Auch andere Bräuche wie das Verhängen von Fenster und Möbeln mit weissen Tüchern, das Empfangen der Sterbesakramente wie der Beichte oder die letzte Ölung sowie das Aufstellen von Kruzifixen dienen dazu, das Seelenheil der Verstorbenen zu sichern. In ländlichen Gegenden im 19. Jahrhundert befasst man sich stark damit, wie man sterben durfte.