Schindeldächer prägten über lange Zeit das Bild ländlicher Gebiete, zum Beispiel im Emmental oder im Berner Oberland oder auch in vielen Tälern des Kantons Graubünden. Das Material für die Dächer stammte aus nächster Nähe und bot wesentliche Vorteile. Im Innern eines Hauses mit Schindeldach herrschen in der Regel angenehme Temperaturen, da die Holzschindeln Unterschiede ausgleichen. Ebenso bildet sich unter dem Dach kein Kondenswasser.
Ein Dach aus Tannenschindeln hält ungefähr 30 bis 50 Jahre, eines aus Lärchenschindeln bis zu 70 Jahren. Wesentlich für die Lebensdauer der Schindeln ist die Herstellung. Die Stämme müssen sorgfältig ausgewählt werden, besonders günstig sind langsam und gleichmässig gewachsene Bäume mit borkiger Rinde und wenigen, hängenden Ästen. Sie wurden vorzugsweise im Winter, also zur Zeit der Saftruhe, gefällt.
Auch die Art und Weise, wie die Schindeln hergestellt werden, wirkt sich auf die Lebensdauer aus: Spalten des Holzes von Hand belässt die Holzfasern intakt, maschinelles Schneiden dagegen führt zu vielfach angeschnittenen Fasern und damit zu einem Verlust der Oberflächenversiegelung. Von Hand gespaltene Schindeln haben deshalb eine deutlich längere Lebensdauer. Der gefällte Stamm wird in 40 bis 60 Zentimeter lange Stücke zersägt und geteilt. Mit dem Schindeleisen spaltet der Schindelmacher das 10 bis 15 Zentimeter breite Holz in 5 bis 6 Millimeter dicke Schindeln.
Das Handwerk, das noch vor nicht allzu langer Zeit auszusterben drohte, erfreut sich heute einer steigenden Nachfrage und die Schindeldächer immer grösserer Beliebtheit. In Kursen – etwa im Kurszentrum Ballenberg – wird das Wissen weitergegeben. Welche Präzision und Fingerfertigkeit beim Schindelmachen gefragt ist, wird auf dem Brandboden (4) gezeigt, wenn die Schindelmacher des Museums am Werk sind.