Das Stricken von Spitzen gilt als die hohe Kunst des Strickens, deshalb spricht man auch von Kunststricken. Mit dünnem Garn und dünnen Nadeln werden filigrane Muster gestrickt. Zu früheren Zeiten fanden die kunstvollen Spitzen als dekorative Elemente Verwendung, oft wurden auch schöne Gebrauchsgegenstände wie Bébé-Mützchen, Vorhänge, Bettüberwürfe oder Socken für das Sonntagsgewand so gefertigt. Auch bestimmte Teile von Trachten sind gestrickt, beispielsweise kennen verschiedene Regionen gestrickte Schultertücher.
«Stricken war in früheren Jahrhunderten sehr verbreitet. Fast jede Frau konnte stricken oder es fand sich irgendwo eine unverheiratete Tante, die gut stricken konnte», sagt Textilhandwerkerin Marlies Schmocker. Im Bauernhaus aus Brülisau AI (911) arbeitet sie regelmässig an Strickspitzen und man kann dabei beobachten, wie Reihe um Reihe der komplizierten Muster entstehen.
Marlies Schmocker stellt heute moderne dekorative Elemente her, beispielsweise Fensterbilder, wobei sie die Strickspitzen in Metallringe einspannt. Die Deckchen für auf den Tisch oder die Kommode sind aus der Mode gekommen. Kunststrickerinnen arbeiten nach detaillierten Anleitungen, auf der sogenannten Strickschrift ist Masche für Masche festgehalten, was zu tun ist. Strickspitzen ist keine Betätigung für vor dem Fernsehen oder beim Kaffeekränzchen, die Tätigkeit erfordert volle Konzentration und eine grosse Fingerfertigkeit.